tratsch
stefan am 2. März 2001 um 14:08 UhrNach kurzer Bewährungsfrist habe ich heute entschieden, meine Flimmerkiste wieder in Isolationshaft zu stecken. Denn, obwohl ich weiß, dass eh fast nur Mist gesendet wird, lasse ich mich immer wieder verführen und ablenken. Is ja auch alles so schön bunt da.
Vielleicht schaffe ich es dann endlich die 50 Seiten “Seelandschaft mit Pocahontas” zuende zu lesen und mich auf meine wichtigeren Aufgaben zu konzentrieren. Die Informationen über Boris Beckers Gespielinnen und Jennifer Lopez’ Lippenstiftabdrücke sind ja auch anderweitig zu erhalten.
Namentlich Andreas Kurtz, die Nina Ruge der Berliner Zeitung, versorgt die Leser ständig mit Wissenswertem aus dem Lager der Schönen und Reichen.
Da Berlin aber eben doch nur ein Dorf mit Großstadtallüren ist, kann der arme Andreas Kurtz nur über den allseits bekannten Chef der Berliner Kindl-Brauerei, über den kultivierten Chef der GASAG oder über Monika Diepgens Teddy Eusebius berichten. Dies tut er aber mit einer Attitüde, als hätten Goethe und Liam Gallagher beim gestrigen Empfang des moldawischen Botschafters in Berlin Frau von Stein und Madonna vernascht.
Andreas Kurtz war der erste Schreiberling der Berliner Zeitung, dessen Name mir geläufig war, und immer wieder freue ich mich, wenn dieser Herr seinen wohlverdienten Urlaub nimmt und eine Woche lang nicht den ohnehin dünnen Informationsgehalt der Berliner Zeitung (vom Feuilleton will ich gar nicht erst wieder anfangen) mit seiner Rubrik “Berlin-Berlin-Leute” verunziert.
Zugegeben, hauptsächlich ärgert mich vermutlich, dass diese Rubrik mir immer wieder vorführt, wie muffig Berlin doch ist. Um einen Satz Wolfgang Welschs zu variieren: Berlin wird modern.
Den Namen Nina Ruge pardon Andreas Kurtz kennen Ostberliner schon etwas länger. Als letzte FDJ-Sekretär der Jungen Welt jeder chinesischen Lösung hold, mag man dem handzahm-versoffenen Klatschreporter von heute alles verzeihen. Also für die Sprüche in deinem Artikel wärs Du in den Bau und nicht in den Urlaub gefahren.
Deshalb, mein Freund, genießen bei Deiner Lektüre der 7 jounalistischen Kostbarkeiten in BerlinBerlin den Duft der Freiheit. ( Auch wenn Dir die Nase bei Duft der Anderdenkenden vibriert )