banken
stefan am 13. April 2002 um 03:39 UhrNicht schon wieder ‘Dienstleistungswüste Deutschland’. Ich empfinde das oft auch gar nicht so. Und wenn, dann oft positiv. Ich mag es, mich unbedrängt in einem Laden umsehen zu dürfen, ohne dass ständig jemand kommt und sagt: “Guten Tag, kann ich Ihnen helfen? Ach, Hosen? Wir ham hier noch was tolles modisches in Karottenform.” (Noch schlimmer ist in solchen Fällen das ‘Du’. “Hallo, kann ich dir helfen?”, als gehöre man allein durch den Eintritt in den Laden schon zu einer Benetton-, Esprit-, H&M-, Karstadt- oder was auch immer Familie.)
Nein, eigentlich mag ich’s unbedrängt.
In gewissen Fällen kommt man allerdings nicht an Angestellten vorbei. Zum Beispiel, wenn man ein neues Konto eröffnen will. Und das bei einer Privatbank: “Wissen Sie, wir sind ein gewinnorientiertes Unternehmen.”
Da kommt diese Dame zuerst ganz nett und hilfsbereit auf mich zu, ich kriege sogar einen Kaffee. Sobald sie aber merkt, dass ich nicht Herr Kiep bin, der ein paar Millionen auf ein kleines Konto packen möchte, wird sie schon reservierter. (Erwartet die Dame etwa, dass jemand der wirklich etwas anzulegen hat, das in einer kleinen Filiale ohne Termin tut?) Jetzt sieht sie aus, als will sie mir den Kaffee wieder wegnehmen. Tut sie aber doch nicht.
Als sie sieht, wie wenig ich einzahlen möchte, blockt sie völlig ab: “Ob ich etwas dagegen hätte, wenn der Azubi das übernähme?”
“Nein, hab ich nicht. Wenn der das kann, soll mir’s recht sein.”
Er kann’s aber nicht.
Auch kein Problem, dann dauert das halt ein bisschen länger und jetzt sind nicht nur der Azubi oder die Angestellte mit mir beschäftigt, sondern eben beide. Auch egal, hauptsache wir kriegen das mit dem Konto über die Bühne.
Das schrillste ist aber, dass auch der Azubi mich wie einen Bittsteller behandelt. Schnoddrig, von oben herab, kurz angebunden und irgend etwas in seinen Bart murmelnd.
Unverständlich, aber meistens so: Sein Verhalten ändert sich erst, als auch ich eine herablassende Haltung einnehme. Schon ein ‘Wie bitte?’ beim nächsten Gemurmel, zeigt Wirkung. Dann, die linke Augenbraue hoch, den Hinweis, ich hätte nicht den ganzen Tag Zeit, und schon bin ich fast Herr Kiep. “Ob ich noch einen Kaffee möchte?” Natürlich muss ich jetzt dankend ablehnen.
Scheiße ist das doch. Man ist gut aufgelegt, freundlich, steht Rede und Antwort, sagt ‘bitte’ und ‘dankeschön’ und dann muss man den Arroganten raushängen lassen, um ebenso behandelt zu werden.
Dabei hätte ich gerne noch einen Kaffee getrunken. Kaffee kochen können sie nämlich bei meiner neuen Privatbank.
valeska führt dieses sich in unhöflichkeiten schlagen müssen aber auf berlin zurück.
… und Du denkst nicht, daß wir uns in einer Dienstleistungs-Wüste befinden?!!?