die sed und das westfernsehen
stefan am 27. März 2003 um 01:40 UhrIn einem Vortrag von Stefan Wolle zum Thema ‘Die Tätigkeit des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) in Rundfunk- und Fernsehanstalten der beiden deutschen Staaten’ erfuhr ich eben die nette Geschichte:
Natürlich wusste auch die SED-Führung, dass in der DDR das Westfernsehen gesehen wurde. Damit auch DDR-Bürger das Westfernsehen in Farbe schauen konnte, wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt in der DDR Fernsehgeräte mit SECAM-System gebaut.
Relativ schnell stellte sich auch heraus, dass das Westfernsehen durchaus konsolidierende Wirkungen hatte. So bemerkte man, dass im Großraum Dresden, im sogenannten ‘Tal der Ahnungslosen’, die bei weitem größte Zahl von Ausreiseanträgen gestellt wurde und politische Aktionen gegen die DDR-Führung die radikalsten waren.
Deshalb wurde in dieser Zeit tatsächlich überlegt, Relaisstationen zu errichten, um auch den Dresdnern den Empfang von Westfernsehen zu ermöglichen.
und vielleicht hat man aus den gleichen Gründen auch schon vor 89 Dirty Dancing und E.T. in der DDR erlaubt…
gabs auch den klassischen exkurs zum “kingenden sonntagsrätsel” des rias berlin? die geschichte wird auch immer gerne erzählt… >>>
http://www.riasberlinkommission.de/d-rias-hist-bienert.html
yes ai think it aboiut
http://www.meki.tk/news123
“Damit auch DDR-Bürger das Westfernsehen in Farbe schauen konnte, wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt in der DDR Fernsehgeräte mit SECAM-System gebaut” ist so nicht richtig. In Westdeutschland hatte man ab Ende der 60er Jahre die PAL Fernsehnorm, damit nicht kompatibel zu Ost-SECAM.
aus der FAQ zu Fernseh- und Videonormen:
“In den meisten Ländern, die sich für SECAM entschieden haben, geschah dies aus politischen Motiven: Das Erfinderland Frankreich wollte durch eine von den Nachbarn abweichende Norm Importe von Fernsehgeräten erschweren und die heimische Industrie begünstigen [..]. Im damaligen Ostblock wollte man den Empfang von westlichen Sendern durch eine inkompatible Norm erschweren (augenfällig beim Beispiel DDR, wo dies jedoch nicht glückte, da die Schwarzweißnorm zu der der Bundesrepublik kompatibel blieb).
@andreas: hab ich vielleicht falsch verstanden. aber was hatte westdeutschland vor PAL?
vor PAL hatten wir schwarz/weiss, ohne bennanten standard. die codierung war physikalisch ueberall die gleiche, lediglich die Bildwiederholfrequenz war unterschiedlich 50Hz (Europa) und 60Hz (USA), siehe FAQ Punkt 1.1
Ich wollte auch garnicht sooo technisch werden, aber die Aussage die DDR Bosse haetten Secam eingefuehrt damit man im Osten farbiges Westfernsehen sehen kann ist so flasch. Genau umgekehrt ists richtig, durch Einfuehrung von Secam wurde man ploetzlich inkompatibel zum Westen, zumindest beim Farbfernsehen.
bin beeindruckt. und nehme mein posting insoweit zurück. nett fand ich eh hauptsächlich die relaisstationen.
offtopic: lecker essen: http://www.poundy.com/wwcards.html
apropos westdeutsches Fernsehen. Sehr nette Meldung gestern in der Sonntags-FAZ: Eine Mitarbeiterin eines privaten Fernsehsenders rief kürzlich bei der Bundesgeschäftszentrale der SPD an und wollte Herbert Wehner sprechen. Darauf gab ihr der SPD-Mitarbeiter zur Antwort: “Der ist gerade in einem Gespräch mit Franz-Josef Strauss.” Sie dann: “Ok, dann versuch ich’s später nochmal.”