tributetoheroes
stefan am 22. September 2001 um 04:09 UhrNachdem ich gestern Nacht noch Teile des Benefizkonzertes in den USA sah, erscheint mir der Großteil des US-amerikanischen Volkes noch fremder. Diese Mischung aus romantisch verklärtem Patriotismus, naiv-verzückter Religiösität, rosa Plüsch und immer wieder beschworenem Durchhaltewillen ist mir völlig fremd.
hätte auch schlimmer sein können (lassen wir mal die heldengeschichten weg), sonst wars doch hauptsächlich mtv unplugged. naja, am schluss celine dion und willie nelsen, schon arg. selbst neil young voll dabei. das hat mich dann doch ein bißchen gewundert.
ach was, am anfang reines kirchen-gospel-geschunkel, schummrige schmacht- und tränendrückmusik. R&B ick hör dir trapsen. celine dion ist immer übel und übel wurde mir auch, die zwei von nypdblue (?) was von polizeihelden erzählen, willie nelson, neil young, maria “ich sing gern die hymmne” carey und kumpane “america the beautiful” singen zu sehen. noch dazu, wenn sich mark wahlberg die mütze ans herz hält, cameron diaz sich an tom cruise ranschmeißt, goldie “private benjamin” hawn die finger nicht von kurt russell lassel kann. fehlte eigentlich nur, dass auch bob dylan seinen teil beisteuert. nenene!
Was dein Fremdeln den Amerikanern gegenüber angeht, kann ich zustimmen: Ich habe den ganzen Mist erst 5 Tage danach erfahren. Ich war in Urlaub und kaufte eher zufällig eine FAZ, aus der ich mir dann in mühevoller Kleinarbeit das Geschehen zusammeninterpretieren mußte. In besagter FAZ-Ausgabe schrieb auch Hans-Ulrich Gumbrecht, der ja schon seit einiger Zeit in kalifornien lebt und seit 18 Monaten auch stolzer besitzer eines US-Passes ist, über seine ihm völlig neuen Gefühle von Haß, Rachdurst und Patriotismus (”Die Stunde der raren Empfindung”, FAZ 15.9.). Ich war fasziniert, wie bereits die Tatsache einer Staatsangehörigkeit als rein juristischer Fakt selbst einem Menschen, der schon beruflich eher dazu angehalten sein sollte, das analytische Denken und Schreiben dem emotionalen Wallen vorzuziehen, die Sinne vernebeln kann und zu uneingeschränkter Bejahung von Szenarien der Satisfaktion führt.
naja, wenn jemand die staatsbürgerschaft eines anderen staates annehmen will, gehört dazu wohl auch ein gewisses mass an identifikation. umso mehr, wenn man in den kreis der umworbenen endlich aufgenommen ist. kennt man ja, die schlimmsten nichtraucher sind die ehemaligen kettenraucher. deshalb fühlen sich ja angeblich auch alle einwanderer in den usa gleich nach ihrer naturalisierung als echte us-amerikaner. mal abgesehen davon dass dann natürlich auch ein distinktionsmoment mitschwingt.(ich habe aber den artikel nicht gelesen).
florian, du solltest vielleicht nicht mehr in urlaub fahren. kaum fährst du in urlaub stirbt lady di, jetzt das hier.;-)
Das mit Lady Di fiel mir erst vorhin auf. Doch damit nicht genug. Während meiner letzten Reise stürzte Kohl. Ich habe echt Angst, daß man mich bald nicht mehr aus dem Land läßt
Was das Identifikationgefühl angeht, hast du natürlich Recht (auch was das Nichtrauchen angeht :-)), und daß Gumbrecht nun um seine “Landsleute” trauert, sei ihm unbenommen. Dennoch braucht man deshalb nicht direkt in der FAZ einen Krieg einzufordern, um sein persönliches Rachegefühl befriedigt zu wissen. Solche Triebe sollte eben genau jene “angegriffene Zivilisation” überwunden haben.
schon recht. ich habe den artikel, wie gesagt, nicht gelesen.
moment mal, als lady di starb, waren wir zusammen im urlaub, florian, und diesmal waren wir schon wieder zeitgleich verreist. vielleicht liegt es auch an dieser koinzidenz, und wir sollten uns besser absprechen, oder vielleicht liegt es ja auch allein an mir. also nicht verzagen, du bist nicht bestimmt nicht allein dran schuld!
wenn, dann nehm ich euch lady di übel. den trubel hätt ich doch gern mitgekriegt.;-)
sauber zauber