nyc14

stefan am 13. Juni 2002 um 03:44 Uhr

Einiges nachzuholen:
Am Sonntag fand auf der Fifth Avenue zwischen der 44. und der 86. Strasse die alljaehrliche Puerto Rican Day Parade statt. Ein Meer von Puertorikanischen Fahnen, T-Shirts, Muetzen, Hosen, Wimpeln und was weiss ich nicht allem in blau weiss rot.
Nachdem ich meinen Weg durch das Gewimmel der U-Bahn gebahnt, einem kleinen Jungen, der mir ein “I’m 100% Puerto Rican”-T-Shirt verkaufen wollte, klargemacht hatte, dass das vielleicht doch nicht das richtige fuer mich sei, mehrere Polizeisperren uebersprungen hatte, erreichte ich die Fifth Avenue.

Und, wie erwartet, da waren sie, die amerikanisch geschulte Puertorikaner-Tanztruppe. Diese Maedels in Uniform und Minirock, lustige hohe Huetchen auf und diesen Stock mit den zwei Kugeln am Ende wirbelnd. Ach, wie im Film. Cool. Hinterher kamen die Jungs. Zuerst eine Art “Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm, und vorwaerts rueckwaerts, seitwaerts ran…” marschierend, dann stehenbleibend, sich synchron in den Schritt fassend, den Unterleib rhythmisch vorwaerts und rueckwaerts bewegend und dann unter dem Beifall der Menge und dem Johlen der Zuschauerinnen symbolisch Beischlaf mit der Fifth Avenue vollziehend.

Weiter ging’s. Auch das Militaer musste zum Einsatz kommen. Nee, is klar. Vorweg die Marines in schmucker weiss-dunkelblauer Uniform, stur geradeausschauend, dann die Black-Barret-Musikkapelle, dann eine Truppe gemeiner Soldaten in Tarnfarben und zum Schluss die Kavallerie: Olive Streitwagen, mit puertorikanischen Fahnen geschmueckt. Es geht wohl um die grossartigen Verdienste, die sich jeden Tag Puertorikaner und Puertorikanerinnen in der US-amerikanischen Armee erwerben.

Es war fast schon peinlich, wie sehr die Puertorikaner ihre freundschaftlichen Beziehungen zu den USA betonten. Auf jedem zweiten Wagen befand sich ein Sprecher, der erstens auf Spanisch ankuendigte, dass die Party nachher in diesem oder jenem Club weitergehe und in miserablem Englisch hinterherschickte: ‘We love you, America! Go bless you, God bless America!’

Und weiter ging’s. Cabrios, Convertibles, glaenzend, tiefergelegt, aus Monsterboxen Latinopop spielend. Und drinnen sassen die puertorikanischen BeautyQueens der einzelnen Stadtteile. Alle mit riesigen Diademen im Haar, Faehnchen schwenkend und mit grossem Hallo und Gejohle, diesmal von der maennlichen Schoepfung, empfangen.

Am Ende dieses Teilzugen dann die puertorikanische All-New-York-BeautyQueen, ganz in Blau, hochgeschlitzt, stolz und huldvoll der Menge winkend.
Die Maenner bekamen sich gar nicht mehr ein vor so viel Schoenheit: ‘Hey buddy, check out this bitch.’ Der Mob war jedenfalls auch unterwegs. Letztes Jahr muss es wohl auch zu einigen Ausschreitungen und sexuellen Uebergriffen gekommen sein. Ein Anwohner der Fifth Avenue meinte: ‘Other Parades are pretty safe, but this one, boy. We better board up our windows.’

Am Ende des Zuges dann noch ein Wagen mit einer ueber- dimension- alen Karotte.

Gestern machte ich dann meinen ersten Abstecher nach Brooklyn. Mit dem Q-Train ueber die Manhattan Bridge, von wo man einen wundervollen Blick auf die Skyline von Lower Manhattan hat und, da ich gerade Schmid’s ‘Der Zar von Brooklyn’ lese, weiter nach Brighton Beach, dem Little Russia, Little Odessa von New York. Ich stieg aus und war noch keine 20 Meter gelaufen, die stiess ich schon auf ‘The Wintergarden’, das Restaurant, in dem Markow von der russischen Mafia erpresst wird; und ein paar Meter weiter liegt das ‘Seabreeze Plaza’, die Wohnung Markows. Cool.
Cool war es gestern eigentlich gar nicht. (Omann, was ne Uebleleitung) Seit einigen Tagen haben wir hier das Wetter vom Golf. Es ist heiss und fast unertraeglich schwuel. Am Strand war es gestern aber auszuhalten, da immer eine kleine Seabreeze ging. So sass ich da, lass und tat etwas fuer meinen Teint.

Gegen Abend schlenderte ich den Boardwalk weiter Richtung Coney Island. Cheesy as cheesy can be. Riesenrad, Roasted Corn, Go-Karts, Rollercoaster und eine Baseball-Batting-Range. Yes, das musste ich doch mal ausprobieren. Vor Jahren, ich war so um die 15, habe ich Baseball in England probiert und traf damals keinen einzigen Ball. Und diesmal: Mann, war ich gut. Naja, ich traf zumindest dreiviertel aller Baelle, zugegebener Massen allerdings lediglich in der niedrigsten Schwierigkeitsstufe. Sicherheitshalber hatte ich einen Helm mit Visier an, immerhin trug ich meine Brille und wer weiss, was die Amis unter ‘Slow Baseball’ verstehen. Jedensfalls war ich wohl die Lachnummer aller Batter. Die versuchten sich an ‘Fast Baseball’ und ‘Curve Ball’ und das ohne Helm. Ich sah beim Sport, glaube ich, noch nie so richtig cool aus, aber diesmal… Jedenfalls grinste die Freundin des Curveballs staendig zu mir rueber und dachte wohl, wasn das fuern armes Wuerstchen? Helm, Visier, haelt den Schlaeger falsch und trifft nur die Haelfte alle Baelle (ich weiss, oben waren es noch dreiviertel). Aber das war auf jeden Fall ein Spass.
Abends noch ein Abstecher in die Beauty-Bar und ich sank zufrieden in mein Bett.

2 Kommentare zu “nyc14”

  1. roland,

    Irgendwie fällt mir grad wieder diese öfter (nicht von mir) behauptete Woody-Allen-Ähnlichkeit ein. Aber wenn ich dich da auf dem Baseballplatz sehe, und vor allem: wie witzig du zu schreiben verstehst, ergibt sich diese assoziation schon irgendwie. besuch ihn doch mal und sage, du seist sein illegetimer sohn aus einer heißen affair damals in düsseldorf. oder so.

  2. stefan,

    ich glaube, ich sollte gleich mit meinen anwaelten bei ihm auftauchen. witziger waere aber doch, zu mia farrow zu gehen und zu behaupten, ich sei ein kind von ihr. damals bei dieser heissen affaire in duesseldorf.

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