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stefan am 21. Juni 2002 um 15:08 UhrBoy, o boy, what a night.
Ich hatte mich über nycbloggers mit einem Blogger aus der Neighborhood verabredet. Sehr netter Kerl. Wir trafen uns mit einigen weiteren Englaendern, Norwegern, Kasachen, Systemadministratoren, Yogalehrerinnen und was weiß ich nicht alles in einer irischen Bar. Pünktlich zum Spielbeginn England v. Brasilien wechselten wir in eine riesige Sportsbar in Tribeca. Bis auf fünf Frauen, die wacker Brasilien anfeuerten (als Frau kann man sich das vielleicht erlauben), nur Englandfans um mich herum. Die Engländer flehten um das Finale Deutschland v. England, damit sie es den Deutschen mal so richtig zeigen könnten, die Iren und Schotten flehten um ein Finale Deutschland v. England, damit die Deutschen es den Engländern mal so richtig zeigen könnten.
Beim 1:0 der Engländer war das eigene Gebrülle nicht mehr zu vernehmen. Immer wieder ‘Engeland, Engeland, Engeland’ und ‘England’ klatschklatschklatsch Geschreie. Tja, und dann kam das 1:1 und das 1:2 und die Stimmung wurde etwas gedämpfter.
Wir verließen die Bar, schlenderten zurück ins East Village und hatten um 5.30 A.M. Frühstück im Yaffa Cafe. Erstaunlicherweise ist das Yaffa Cafe eine der wenigen Bars, die rund um die Uhr geöffnet haben. Allerdings darf auch hier zwischen 4.00 und 8.00 A.M. kein Alkohol ausgeschenkt werden. Aber nach Alkohol stand mir eh nicht mehr der Sinn um die Uhrzeit und eingedenk der Tatsache, dass das entscheidende Spiel noch bevorstand und weitere 4 Stunden verbracht sein wollten.
Um 6.15 A.M. standen wir denn in der Schlange vor dem, na was wohl, jawoll, Zum Schneider. Und das nicht zu früh. Es erwartete uns bereits eine Schlange von mind. 100 Leuten und schnell standen ebenso viele hinter uns. Hinter mir eine Deutsche, die irgendwo hier ein Cafe eröffnet hat, vor mir ein Ami mit Lincolnhut auf dem Kopf und Flagge um die Schulter warteten wir bis sich um 7.15 A.M. die Tore öffneten. Um eben die selbe Zeit gaben sich sämtliche New Yorker Fernsehteams ein Stelldichein: cnn, fox5, WB11, abc und cbs. Sogar das ZDF ließ sich blicken. Ich sollte also heute mit eniger Wahrscheinlichkeit im Fernsehen zu sehen sein.
Im ‘Zum Schneider’ war es wieder rappelvoll. 80% Deutsche 20% Amis, so ungefähr. Und die amerikanischen Fans hielten gut mit. Die Deutschen sangen ihr ‘Deutschland’ klatschklatschklatsch und die Amerikaner sangen ihr ‘Ju-Es-Ey’ auf das Klatschen. Und so hangelten sich die Fans, wie die Spieler, durch eine völlig langweilige Partie. Beim 1:0 wurde das obligatorische “Ihr könnt nach Hause fahrn, ihr könnt nach Hause fahrn’ angestimmt, was etwas komisch klang, da man es sozusagen dem Gastgeber zusang, und die Amis getrost hätten das gleiche Lied anstimmen können. Dann kam noch ‘Es gibt nur einen Rudi Völler’ und den Amis wurde es zu blöd. Irgendwann kümmerten sie sich nicht mehr so recht um das Spiel, sondern versuchten sich vor den ständig laufenden Kameras möglichst auffällig in Szene zu setzen. Sie bestellten ‘Weisswörst with sweet mustard und ain Waaizen, bittä’ und schon saßen sie vor der Kamera und knabberten an ihrer Wörst. Das ZDF muss so ungefähr zwanzig Aufnahmen von Weißwurst essenden Amerikanern im Kasten haben.
Währendessen standen bis zum Spielende noch dutzende Leute vor der Tür und den Fenstern und versuchten verzweifelt einen Blick auf die Fernseher im Barinneren zu werfen. Die Sonne strahlte von draußen herein, das Spiel war stinkelangweilig, die Luft war zum Schneiden und ich hundemüde. Froh, dass es nicht noch zur Verlängerung gekommen war, machte ich mich auf den Heimweg, nicht ohne vorher noch beinahe einen RTL-Mann über den Haufen zu rennen.
Gute Nacht.
so, so das yaffa-cafe. stefan, in welchen etablissements landest du da nur? du und gothic? ich fall vom glauben ab.
das hab ich mir ja fast gedacht. ich wollte noch eine klammererklärung hinter yaffa cafe setzen. ich habe nämlich absolut keine ahnung, was am yaffa cafe gothic sein soll. kitsch ja, presleybilder, kleine venusse von milos, zimmerspringbrunnen, ölgemälde von flamencotänzerinnen, rosa plastikrosen etc. es ist einfach bunt dort, zu bunt fast und es gibt einen prima kaffee dort.