larry brent

stefan am 5. Dezember 2002 um 20:29 Uhr

Als ich vor einigen Jahren meinen Zivildienst ableistete, lernte ich Holger kennen. Holger war damals schon 26, ein witziger Kerl, der Musik, Russisch, Soziologie, Chemie, Byzantinistik und Volkstanz studierte, aber nie wusste ob gerade Semesterferien waren oder nicht.
Außerdem hatte er bis zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben lediglich zwei Briefe geschrieben. Der eine war seine eigene Wehrdienstverweigerung, der zweite ein Lob- und Anregungsbrief an den Autor der Silbergruselkrimis, Dan Shocker.
Damals mir völlig unbekannt, habe ich mittlerweile einige Silbergruselkrimis angehört. Ja, angehört. Inzwischen sind nämlich einige der Gruselkrimis bei Europa-Klassiker (bei Suche “larry brent” eingeben) als Hörspiele erschienen.
Und teilweise sind sie großartig.
Hauptfigur ist Larry Brent, alias x-ray-3, ein Agent der PSA, der Psychoanalytischen Spezialabteilung. Diese Einheit wird eingesetzt bei paranormalen Phänomenen, die die normalen Einheiten des Geheimdienstes vor unlösbare Probleme stellen. Mit Hilfe seines unvorstellbar hohen IQs, jeder Menge technischen SchnickSchnacks und seines unwiderstehlichen Charmes löst Larry Brent auch die schwierigsten Fälle. Natürlich beherrscht er Karate, raucht nicht, trinkt nur mäßig und besitzt eine Laserpistole.
Zum ersten Mal erschien Larry Brent im Juli 1968, ein Großvater von Mulder und Scully sozusagen (die neuen Folgen tragen denn tatsächlich auch den Untertiel ‘Die geheimnisvollen X-Akten der PSA’), und aus dieser Zeit stammt auch sein Charme und der Humor der Texte, der dem der frühen James Bond-Filme nicht unähnlich ist, und in den Hörspielen gottseidank auch beibehalten wurde.
Beispiel?
Beispiel!

Die ‘Irrfahrt der Skelette’ beginnt folgendermaßen:

Bermudadreieck, auf der Luxusyacht des australischen Millionärssohn Ryan Sanders, 22.30, anderthalb Stunden vor Mitternacht.
Sie: Oh Ryan, du Schuft, gib mir meinen Slip wieder.
Er: Wir können ja tauschen, Slip gegen BH.
Sie: Das ist doch ein Trick.
Er: Pass auf, du gibst mir deinen BH und als Entschädigung bekommst du meine Badehose.
Sie: Was hast du vor, Cherie?
Er: Ja, was jeder gesunde Mann vorhätte in sternenklarer Sommernacht allein mit einer halbnackten Schönheit auf dem Deck seines Schiffes.
Sie: Oh Cherie, du machst mich neugierig.
Er: Komm!
Sie: Wohin du willst.
Er: Lass uns bleiben, wo wir sind, unter freiem Himmel, wir sind allein…

[Nachdem Ryan irgendwelche unwichtigen Skelette auf einem vorbeifahrenden Schiff entdeckt hat, geht es am nächsten Morgen weiter:]

Bermudadreieck, auf der Yacht von Ryan Sanders, 11.13 Uhr Ortszeit
Sie: Aber irgendetwas hat dich verändert, Cherie.
Er: Ach ich bin etwas schlapp, hab unruhig geschlafen, mir fehlt dein warmer, weicher, pulsierender Körper an meiner Seite. Komm her, ich glaube deine Brüste brauchen Morgensonne.
Sie: Aber nicht doch, Cherie, vor dem Frühstück.
Er: Der beste Appetizer, den man sich denken kann.
Sie: Du bist ja verrückt.
Er: Es gibt Hügellandschaften, die machen selbst den überzeugtesten Seefahrer schwach…..

etc.etc.etc.

Irgendwie zerfallen nach und nach ein paar Leute zu Skeletten, aber Larry regelt die Sache.
Wie man sieht, wenig gruselig, dafür macht der altbacken anzügliche und meist auch völlig unmotivierte Humor das Anhören wirklich zu einem großen Spaß.

Erstaunlich, dass die neunte Folge der Hörspiele indiziert wurde. Und zwar nicht wegen des anzüglichen Humors, sondern wegen der Brutalität. Die Stories sind meist so absurd, dass eventuelle Brutalitäten überhaupt nicht ins Gewicht fallen und sowieso kaum als solche wahrzunehmen sind. Wobei ich zugeben muss, dieses Hörspiel nicht gehört zu haben und der Inhalt nicht ganz ohne zu sein scheint.
Aber wenn ich mich an H.G. Francis erinnere…

Doch auch wenn die Hörspiele hauptsächlich von dem Ambiente und der Erzählweise der sechziger Jahre leben, sind die erzählten Geschichten meist recht spannend und witzig gestaltet. Neben den Klassikern der ‘drei Fragezeichen’ jedenfalls eine schöne Neuentdeckung.

Neben der Story beeindrucken natürlich auch die Cover der Silbergruselkrimiheftchen, die sämtlichst im Netz zu finden sind. Entworfen wurden sie von R.S. Lonati, genannt Lo.
Und wer will, kann sogar Lonati-Original-Bilder erwerben.

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