new mexico
stefan am 29. September 2006 um 13:23 UhrDie meisten wissen es ja schon, ich bin wieder zurück in Berlin. Das Schreiben aus den USA stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Entweder ich am Abend zu erledigt, um noch etwas zu posten, oder das Internet funktionierte nicht oder beides. Dennoch ein kleiner Nachtrag aus New Mexico und Colorado. New Mexico ist erstaunlich schön und dieses Jahr aufgrund der ergiebigen Niederschläge erstaunlich grün. Und diese Weite ist beeindruckend. In alle Richtungen schaut man bis zum Horizont nur Grasland und Wüste. (New Mexico ist ein bisschen kleiner als Deutschland, hat aber nur 1,8 Mio. Einwohner.) Es ist warm, trocken und stetig geht ein angenehmer Wind, der etwa auftretende Wolken im Nu zerfegt.
Haha, und dann die Tiere. Kaum in Roswell angekommen, ruft mich K. aufgeregt ins Badezimmer. Im Waschbecken krabbelt ein kleiner Skorpion. Wir befinden uns tatsächlich in der Wüste. Die Dinger sind nicht wirklich schlimm und keinesfalls tödlich. Ihr Stich wohl eher so wie der einer Biene. Aber wer will’s schon drauf ankommen lassen. Also Makro.
Ach und bevor ich’s vergesse, hier noch ein Bild eines überfahrenen Gürteltiers oder wie es hier heißt, Armadillo. Die finden sich tatsächlich überall am Straßenrand. Eigentlich wollte ich noch mehr Tiere aufnehmen, aber das war mir dann doch zu morbid. Zu bieten hätte ich noch gehabt: einen Wolf (den hätte ich aufnehmen sollen!), mehrere Skunks, ein paar Geier und viele Hirsche.
Roswell selbst ist eher mäßig interessant. Stadtein- und ausfahrten mit den üblichen Motels und Fastfoodgaststätten und einige Residential Areas. Aber da gibt es ja gottseidank die UFOs und Aliens. Und die finden sich denn auch überall. An den Motels liegen sie in den Betten, in die Wand des Kinos ist eines gebruchlandet und auch der örtliche Walmart bedient sich ihrer. Die Stadt selbst macht damit erstaunlich wenig Werbung. Außer einer Alien-Parade am 4. Juli findet kaum etwas alienbezogenes statt. Roswell, da geht noch was. Meine Wette mit K., dass ich auf jeden Fall ein Cafe oder ein Geschäft in Roswell finden würde, in dem das Personal Alienanzüge oder zumindest Deeley Boppers anziehen müssten, ging denn leider auch verloren.
Die meisten männlichen Einwohner New Mexicos tragen einen Cowboyhut und so konte auch ich mich nicht enthalten, mir einen solchen zuzulegen. Etwas unpraktisch beim Autofahren (die harte Krempe scharrt beständig an der Kopflehne) ist er ansonsten nicht unbequem. Hier sieht man mich mit meinem neuen Hut vor dem UFO Museum und Research Center. Es ist ein bisschen problematisch, ein Museum zu eröffnen, wenn man keine Exponate zum Ausstellen hat, da diese von der Army konfisziert wurden, und so finden sich im Museum hauptsächlich Zeitungsausschnitte und Interviews mit den Findern des Ufos. Aber der Gift Shop ist dafür umso reichlicher ausgestattet.
Von New Mexico aus machten wir einen Wochenendabstecher nach Durango, Colorado zum Fliegenfischen. In Colorado auf einer Höhe von bereits 2.500 Metern ist bereits empfindlich kalt. Und über Nacht hat es auf den umliegenden Bergen geschneit. In der Sonne allerdings ist es immer noch schön warm, so dass selbst das lediglich 5-6°C kalte Wasser des San Juan River nicht stört.
Und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Leine und dem Finden geeigneter Flussgebiete fing ich tatsächlich meine erste Bachforelle. Und nicht die einzige an diesem Tag. Ich hatte früher bereits geangelt, aber immer mit Köder, und das ist auf Dauer dann doch ein bisschen langweilig. Beim Fliegenfischen aber hat man immer was zu tun: Die Leine auswerfen und treiben lassen, auf den Schwimmer aufpassen und gegebenfalls leicht ruckeln. Man ist an der frischen Luft, in diesem Fall auch noch in einer atemberaubenden Umgebung und kann gleichzeitig seinen Gedanken nachhängen.
Ohnehin habe ich viel Neues ausprobiert. Neben Fliegenfischen und Golfen (auf nicht übel) schoss ich zum ersten Mal mit einer Pistole, bzw. 6 verschiedenen Pistolen. Im Bild sieht man mich mit einer 45er. Wir fuhren aus Roswell raus und nach ca. einer Viertelstunde auf irgendein Grundstück, packten die Waffen aus und schossen auf Flaschen. Wilder Westen eben. Ich hatte schon immer mal mit einer Pistole schießen wollen, um selbst festzustellen, wie laut so etwas ist und wie stark der Rückstoß einer solchen Waffe, die ich nur aus Film und Fernsehen kannte, ist. Kurz: Es ist lauter als erwartet und weniger Rückstoß als erwartet. Unter anderem schossen wir auch mit einer GLOCK, die selbst einer 45er Munition kaum noch Rückstoß hat.
Kurz vor meiner Abreise nach Deutschland machten K. und ich noch einen Abstecher nach Lincoln, NM. In Lincoln County gab es den sog. Lincoln County War, in dem an der Seite der Chisums (John Wayne, ick hör dir trapsen) Billy the Kid teilnahm. Das Gebäude im Hintergrund ist das Courthouse von Lincoln, in dem Billy gefangen gesetzt, aus dem er aber fliehen konnte. Btw: Beinahe wäre Pat Garrett Sheriff von Roswell bzw. Chavez County geworden, verlor dann aber mit zwei Stimmen gegen Sheriff Poe. Wie man sieht trage ich standesgemäß meinen Cowboyhut. Hehe, einige Touristen machten auch ein Foto von mir vor dem Gefängnis, wohl weil sie dachten, wow, ein richtiger Cowboy. Oder weil sie dachten, haha, noch son blöder Tourist mit Cowboyhut.
Von Lincoln aus ging es weiter nach White Sands. Über der nahe gelegenen Missile Test Range und dem Airforce Stützpunkt kreisten unaufhörlich mehrere Stealthfighter. Als Kind hatte ich PM, Peter Mossleitners interessantes Magazin abonniert und ein Artikel in jedem Heft drehte sich um Stealthfighter, die damals als ultra geheim eingestuft wurden. Keine Ahnung, ob sie immer noch so geheim sind, jedenfalls machte ich sicherheitshalber mal ein Foto. Vielleicht war das auch gar kein Stealthfighter, sondern ein UFO.
steht dir aber nicht schlecht, der hut
Verdammt, ich weiß. vielleicht doch nach new mexico.
Nein, sondern weil sie dachten: Ist das nicht ein Mitglied einer bekannten amerikanischen Indie-Combo? Besser mal vorsichtshalber fotografieren! Der Bart tut wieder sein übriges.