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bodo am 11. Juni 2002 um 18:31 Uhrich möchte ein kriminalhörspiel empfehlen, das mich sehr beeindruckt hat. es ist ‘night train’ nach einem buch von martin amis, das ich nicht gelesen habe, das aber allerorten total verrissen wird. dennoch ist das hörspiel ein großartiges, ich möchte fast sagen kafkaeskes (ganz trifft es das aber nicht) werk. es wird begleitet von musik von tom waits, den ich eigentlich gar nicht so toll finde, der aber die stimmung des hörspiels ziemlich perfekt unterstreicht. in dem hörspiel ermittelt eine komissarin im fall des selbstmordes eines (scheinbar) glücklichen, schönen und erfolgreichen jungen mädchens namens jenifer, das ihr persönlich sehr nahe stand, und das die tochter eines anderen ehemaligen polizeibeamten ist, mit dem und seiner frau die kommisarin ebenfalls eine enge freundschaft verbindet. beide vermuten einen mord. wer es selber hören möchte, der höre jetzt auf zu lesen !!!!
es gibt keinen mord, am ende der ermittlungen ist es einfach das, was es ist: eben ein selbstmord. was aufgedeckt wird, ist daß jenifer nichts mit dem mensch zu tun hatte, für den sie alle hielten, sie war in tiefe depressionen verstrickt, nahm heimlich selbstverordnete psychopharmaka, usw.. weil das niemand wußte, mußten alle den mord vermuten, deswegen, und weil den selbstmord jenifers keiner der beteiligten wahrhaben konnte und wollte, weil die vermeintliche jenifer, für die die sie liebten der einzige halt war. am ende ist nichts passiert als ein selbstmord, und unsere kommisarin verfällt wieder und zum letzten mal ihrem seit längerem überwundenen alkoholismus. ich fand das eine schöne wendung für einen krimi, eine schöne dokumentation von vergeblichkeit, und davon, wie alles was man geglaubt und worauf man sich verlassen hat urplötzlich in sich zusammenstürzen kann.