Gestern war also in “The Shipping News”. Lasse Hallström macht es sich in diesem Film sehr einfach und geht damit dem eigentlich spannenden, bemerkenswerten des Romans von Annie Proulx aus dem Weg. Proulx’ Text beschreibt die Rückkehr eines Mannes aus New York nach Neufundland, woher seine Ahnen stammen. Quoyle, so heißt der Protagonist, ist eine in fast jeder Hinsicht beschädigte Person. Er hat seine, ihn sowieso ständig betrügende Frau bei einem Autounfall verloren; schon sein Vater hielt ihn für einen Versager; Er ist von der schnellen New Yorker Umwelt überfordert, ist fett und nicht nur körperlich etwas behäbig.
In Neufundland wird Quoyle Teil einer Gesellschaft, die fast nur aus gestrandeten, verletzten Personen besteht. Eine von ihrem Mann verlassene Frau; seine Tante, die von ihrem Bruder, Quoyles Vater, missbraucht wurde; einen gestrandeten Weltumsegler etc. In dieser Gesellschaft findet er die Liebe und das Glück.
Soweit hält sich auch Hallström an die Story.
Was das Faszinierende des Textes ausmacht und die Figuren des Romans bestimmt, ist aber ihre Ambivalenz. Sie finden ein gewisses Maß an Glück. Aber über ein gewisses Niveau geht dieses Glück nie hinaus. Immer bleiben die Narben der früheren Verletzungen sichtbar. Das gefundene Glück wirkt immer zerbrechlich. Immer schwebt etwas Bedrohliches über den Personen.
Bei Hallström werden die Figuren einfach nur glücklich. Quoyle findet seine Frau, er setzt sich in seinem Job durch, das Böse fällt in sich zusammen und auch Tante Agnes findet ihre Liebe. Während Quoyle sich im Buch sehr, sehr langsam in der neuen Welt einlebt, vorsichtig und verängstigt und keineswegs nur durch seine Art sein Leben in den Griff bekommt, ist er in Hallströms Film eher ein Typ Aufsteiger, ein Self-Made-Man.
So filmt Hallström am Text vorbei.
Dennoch sind Kevin Spacey in der Rolle des Quoyle und Rhys Ifans in der Rolle des Nutbeem großartig. Juliannne Moore, schön wie immer, ist als Weavey Prowse meiner Meinung nach allerdings die falsche Besetzung.
Natürlich wollte ich hier Fotos präsentieren und hatte meine Digitalkamera dabei. Dann versagten aber die Batterien, so dass ich nur Heino Ferch, der den Film ankündigte (oben) und einen völlig verwackelten Kevon Spacey (links) anbieten kann.