Juni 2002

berlin, berlin, ich fahre nach berlin

bodo am 30. Juni 2002 um 18:43 Uhr | link

ja, jetzt isses wohl entschieden, am 8.7. fahre ich nach berlin, um für ne noch nicht ganz exakt festgelegte zeit lang stefans bude zu belegen. weiß auch nicht so genau, ob das jetzt grade so ‘ne gute idee ist, aber probieren geht halt über studieren, und wenn ich zu vereinsamen drohe, dann kann ich ja immer noch schnell wieder zurück nach hause. also werdet ihr demnächst von mir berichte aus der hauptstadt lesen, die zwar bestimmt nicht mit stefans abenteuern konkurrieren können, but still, hauptsache was geschrieben.

würg

bodo am 30. Juni 2002 um 14:39 Uhr | link

‘and everytime i scratch my nails on someone else’s back i hope you feel it’. scheiß-tag.

nyc williamsburg

stefan am 29. Juni 2002 um 08:48 Uhr | link

Oh my god, this city is gorgeous! Nach einigen Drinks mit Bekannten und Unbekannten in der Bouche Bar machte ich auf Anraten meiner Mitbewohnerin auf nach Williamsburg, Brooklyn. Dort sollte unter der Williamsburg Bridge eine der spannendsten Parties der Stadt stattfinden. Und das zum letzten Mal, da der Mietvertrag nicht verlängert wird. Auf der Hinfahrt zeigte sich die Nightskyline von Lower Manhattan in voller Pracht, auf der Rückfahrt die von Midtown.
Now that was weird. Hunderte von Leuten nahmen Abschied von dieser wohl insiderbekannten und -legendären Lokalität. Ich stolperte mitten in eine Aufführung des ‘totally invisible circus’. ‘The small Clown’ rief Freiwillige zu sich, die sich an dem Spiel ‘What’s up your ass?’ beteiligen sollten. Er wurde jedoch unterbrochen von ‘Spinman’, der sich mit einem Megaphon Gehör verschaffte. Spinman sah aus wie Rasputin, trug jedoch über seinem schwarzen Anzug einen roten Badeanzug. Spinmans Auftritt bestand vornehmlich darin, ein Bein nach dem anderen hinter seinen Kopf zu legen, dabei umzufallen und ‘if I can’t do it, nobody can!’ ins Megaphon zu brüllen.
Spinman wurde auf Buhrufe aus dem Publikum hin von der Bühne entfernt und ins Publikum geworfen, das jedoch keinen Schaden davon trug.
Doch die Show konnte noch immer nicht beginnen. Inzwischen hatte sich nämlich Ms. Ladd des Mikrophons bemächtigt und lud eine befreundete Waitress aus Oklahoma City auf die Bühne, die sich für den heutigen Abend etwas ganz besonderes ausgedacht hatte.
Ms. Ladd selbst trug außer silbernen Hotpants und farbigen Handabdrücken über dem Busen nichts am Leibe, war deshalb aber nicht unbedingt eine Augenweide. Die Waitress kam auf die Bühne und vollführte, nachdem sie sich ihrer Kleider entledigt hatte, eine Bongovorführung auf ihren Brüsten und dem Hintern. Schuhplattler ala New York.
Endlich konnte die Show starten. Die drei Freiwilligen, Solina, Kate und Jonathan, entledigten sich ihrer Hosen und stellten sich mit dem nackten Popo zum Publikum. Sie sollten erraten, was ihnen vom ’small Clown’ in den Hintern geschoben wurde. Kate und Solina hatten eine große Zahnbürste und ein kleines Fahrrad. Bevor Jonathan raten konnte, zog ein Zuschauer die Hose und Unterhose des ’small Clown’ nach unten, so dass dessen Gemächt in voller Pracht von den Scheinwerfern angestrahlt wurde. Kurzentschlossen wurde dieses und das Mikrophon Jonathan an den Hintern gehalten. Jonathan antwortete auf die Frage ‘What’s up your ass?’ völlig unkonzterniert: ‘Churchill.’
Ich zog mich in den Lounge Bereich zurück, wo eine Zweimannband sentimentale Bossanova-Lieder zum Besten gab und ich mich mit einer transsexuellen Polin (früher Mann, heute Frau) namens Hubert (!) unterhielt. ‘That’s a German name, isn’t it? My mother is from Solingdon in Germany, where they make the knives.’
Währendessen stapfte ein großer Elefant durch die Räumlichkeiten und trieb mich in Richtung eines Karussels, das Seifenblasen von sich gab und auf dem eine Punkerin und ein Mann in Airforceuniform eine Rund drehten. Dazu klatschten eine Frau in 20er Jahre Outfit und eine fette Dame im Ballerinadress heftig Beifall. Ein Mann in Strapsen fragte, ob er mich und meine brennende Zigarette filmen dürfe und nebenan tanzte eine ausgelassene Menge zu 50er Jahre Classics ala ‘You’re sixteen, you’re beautiful and you’re mine.’

nyc yyyyy

stefan am 28. Juni 2002 um 23:55 Uhr | link

Das war mir so gar nicht klar:
Die New Yorker konnten das Desaster des 11. September 2001 gar nicht am Fernsehen verfolgen, da sich die meisten Übertragungsstationen New York City’s im und auf dem WTC befanden.

nyc long hot nights

stefan am 28. Juni 2002 um 02:24 Uhr | link

Hot Night yesterday. Es ist hier nicht nur heiß, es ist unglaublich schwül. Zwei Minuten auf der Straße und man ist völlig durchgeschwitzt. Jeden Tag gewittert es, doch die Stadt kühlt nicht ab. Auch nachts ist es noch tropisch. I like it. Vor allem, da wir gestern endlich eine neue Air Condition in die Wohnung einbauen ließen.

Na, jedenfalls war ich gestern in Tanzlaune und machte mich auf zur Mercury Lounge, um mir Matthew Herbert anzuhören. Die Show fing tatsächlich schon wieder um 8.30 P.M. an. Ich weiß wirklich nicht, warum die hier alles so früh legen. Leider war Matthew Herbert ausverkauft und so traf ich mich mit einem Bekannten in der KGB-Bar. Wenn es draußen zu warm ist, ist es in klimatisierten Räumen meist zu kalt. Warum kriegen die (wer auch immer) es nicht hin, eine normale, angenehme Raumtemperatur einzustellen. Man holt sich ja den Tod, wenn man nass geschwitzt von 36?C und 67% Luftfeuchtigkeit in einen Raum kommt, in dem die Temperatur so um die 14?C (keine Übertreibung) liegt. Nach einem Bier verließen wir denn auch die KGB-Bar wieder und machten uns auf zur B-Bar. Dort nahm ich zwei Bier und eine Portion Grilled Jumbo Mayan Shrimp zu mir. Lecker, lecker! So lässt sich sein.

Jan machte schlapp und so musste ich mich alleine auf die Suche nach einem Club machen.
Auf dem Weg kam ich zufällig am Tapis Rouge - Salon Priv? vorbei, vor dem sehr schicke und schöne Menschen standen und Einlass begehrten. Kurzentschlossen versuchte auch ich mein Glück. Der ungefähr 2,50 m große schwarze Türsteher musterte mich und fragte, ob ich auf der Gästeliste stünde. Ich setzte mein cooles Gesicht auf, zog eine Augenbraue hoch und sagte: ‘Nein’. Er lachte kurz und ließ mich ein.

Candeece Ich bestellte ein Bier und schaute mich um. Außer einer weiteren Weißen nur Schwarze um mich. Und alle sahen so unglaublich gut aus. Es stellte sich heraus, dass ich auf die Afterparty einer Modenschau von Lady Enyce geraten war und hier ein Model neben dem nächsten stand. Ich stand ein Weile rum, trank mein Bier, rauchte eine Zigarette und versuchte, soweit das ging, haha, nicht allzu sehr aufzufallen. Die andere Weiße, die nur einen schwarzen Minitanga und darüber einen Hauch von Nichts in Form eines Netzkleides trug, das ihr Unaussprechliches (unglaubliches Wort) nur mühsam bedeckte, gab sich kurz darauf als GoGo-Girl zu erkennen.

Shantee Ich schaute ins basement, wo bereits getanzt wurde. Und wie. In dieser Erotik-geschwängerten Luft rieben sich wildfremde Menschen im Takt aneinander. Wange an Wange, Unterleib an Unterleib. Ich kam mir vor wie in einem dieser schlechten HipHop-Videos, in denen Goldkettenbehängte Boyz Domino spielen, während spärlich bekleidete Ladies im Hintergrund tanzen und den Herrn der Schöpfung zeigen, dass anderes als Dominospielen angesagt wäre. HipHop und R’n'B war denn auch the music to be played. Wahrhaftig nicht unbedingt meine Musik, aber nach einigen Bieren tanze ich ja auf fast alles. Und so wiegte ich mich im Takt.

Plötzlich kam Candeece, das habe ich jedenfalls verstanden, auf mich zu, lächelte und meinte: ‘You’re crackin’ it up, man!’ Was auch immer das heißen sollte, sie nahm meine Hände und legte sie auf ihre Hüften, drehte und schmiegte sich und bewegte sich in einer recht anzüglichen Art. Ich immer hinterher, konnte ja auch nicht anders, schließlich hielt sie noch immer meine Hände auf ihren Hüften und sonstwo fest. Ein Kreis bildete sich um uns, die anderen hörten auf zu tanzen und feuerten uns unter Arme in die Luft werfen und Oooh-, Oooh-Rufen an. Candeece fühlte sich dadurch angespornt noch sexier zu tanzen. Mir wurde langsam mulmig, da ihr Freund, auch so ein 2,10m großer und muskelbepackter Hühne in der Ecke stand und uns zusah. Und man weiß ja, diese Boyz haben immer eine Knarre in der Pluderhose. Und ich wusste nicht, ob ich hier nicht in schwarzes Territorium eindrungen war. (ich meine das Tanzen, sonst nichts.) Der Song war zu Ende, Candeece bedankte sich, lächelte und eilte zu ihrem Freund zurück.

Damit war ich wohl in die Gesellschaft eingeführt, denn 10 Sekunden später stand die sagenhaft schöne Shantee, keine Ahnung, ob das so geschrieben wird, vor mir und das ganze begann von vorne. Hände wanderten hierhin und dahin, Beine rieben sich aneinander, sie schmiegte ich an mich und meinte: ‘You’re pretty good, …eh, for a white guy. You’re holdin’ it, man!’ Auch Shantee tanzte ganz außerordentlich, wenn man das noch tanzen nennen konnte. Unmissverständlich angedeuteter Geschlechtsverkehr wäre wohl treffender. Naja, ich will mich auf keinen Fall beschweren, denn die ganze Nacht ging das so weiter.

Vielleicht ist HipHop doch nicht so übel.

MINORITY REPORT

stefan am 26. Juni 2002 um 07:14 Uhr | link

Auch ich bin mal wieder auf die Werbung reingefallen und habe mir eben Minority Report angeschaut. Unterhaltung, dachte ich.

Leider muss ich Andreas in fast allen Punkten widersprechen. Recht hat er insofern als A.I. was Langeweile und Kitsch angeht nur scher zu toppen ist. Recht hat er auch, was das Product Placement betrifft.

Aber auch dieser Film war einfach langweilig. Von Anfang an ist klar, wer der Böse ist. Die Story ist fadenscheing und dünn und besteht aus den üblichen Verfolgungsjagden, technisch aufgepeppten Prügeleien, Hightech-Firlefanz und dem klassischen Versprecher des Bösen gegen Ende, das den schon sicheren Sieg wieder zunichte macht. Ausser einigen netten Computeranimationen (es ist auch eine so schlechte dabei, wie ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen habe.), ist nicht viel. Zwischendrinn dann ein bisschen Comedy (Cruise beißt in ein verschimmeltes Sandwich und trinkt Milch, deren Haltbarkeitsdatum seit mehreren Jahren abgelaufen ist.) ohne dass diese Sequenz einen Sinn oder eine Einbindung in die Handlung hätte.

Und was den Kitsch angeht: Nicht genug damit, dass die Familie am Ende wieder hergestellt, Mama wieder schwanger und alles Nina-Ruge-gut ist. Cruise muss der Mama auch noch über den runden Kugelbauch streicheln. Die Idylle (das Haus der Ehefrau) exitiert die ganze Zeit und kann am Ende grundsätzlich wieder hergestllt werden.

Precogs sind die Kinder von Junkies. Die meisten sterben, einige aber überleben und diese können die Zukunft sehen. Aber natürlich nur das Böse. (Here you sit grounded, \’cause you smoked weed and your parents found out. Loose your parents trust and you can kiss your social life goodbye.)

Und wenn der Film eins ist, aber mit einer anderen Erwartung bin ich auch nicht ins Kino, dann Mainstream.

nyc hab den überblick verloren

stefan am 26. Juni 2002 um 06:34 Uhr | link

Zunächst mal, um dem nun von mehreren geäußerten Verdacht entgegen zu treten, das alles hier sei Urlaub: Ich arbeite auch. In den letzten 5 Wochen habe ich zwei Scheidungen bearbeitet und eingereicht, die Möglichkeit und Voraussetzung der Adoption eines guatemaltekischen Kindes durch eine Amerikanerin erkundet, Akten mit dem Adoption Examiner durchgesprochen, den Verkauf einer Wohnung in Brooklyn, den Kauf einer Wohnung in Battery Park City und mehrere Hearings der NASD verfolgt, mich mit den Basic Skills des Criminal Law vertraut gemacht und mehrere kleinere Sachen erledigt. Natürlich weiß meine Anwältin, dass ich NYC nicht allzu gut kenne und gibt mir daher die Möglichkeit und Zeit, New York zu erkunden.

booty

stefan am 25. Juni 2002 um 00:35 Uhr | link

Neues Wort gelernt: Booty-Call. Nicht dass ich einen bekommen hätte.

städtenamen

stefan am 24. Juni 2002 um 17:20 Uhr | link

Zugegeben, es ist nicht allzu einfach, einer Stadt einen schönen Namen zu geben, der neu und dennoch aussprechbar ist. Die amerikanischen Siedler wollten wohl auch nicht unbedingt originell sein. Teils wurden Namen zu Ehren des jeweiligen Herrschers zu Hause gewählt, dass Neu Amsterdam irgendwann zu Ehren des Duke of York in New York umgenannt wurde, ist ja allgemein bekannt, oft sollte der Name der Stadt auch einfach nur an die Heimat fern jenseits des Ozeans erinnern. So finden sich im Staate New York viele Städte die Cairo, Bombay und Madrid oder ähnlich heißen. Auch ein Berlin findet sich hier. Nicht weit entfernt sogar Potsdam. Auch Rom ist vertreten.
Dann aber wird’s komisch. In der Nähe von Rom findet sich Romulus. Klingt als hätte sich ein Intellektueller einen Spaß erlaubt. Und das geht weiter. Die komplette griechische und römische Klassik ist vertreten: Cato, Cicero, Hannibal, Hector, Helena, Ithaca, Homer und Ovid.
Doch auch die germanische Sagenwelt kommt nicht zu kurz: Valhalla.
Natürlich finden sich auch die ganzen biblischen Namen, wie Canaan, Jericho und Bethlehem. Wer aber nennt sein Stadt denn Babylon? Ein Antichrist? Ein Hochmütiger? Jeder weiß doch, dass und warum Babylon fiel. Da lobe ich mir doch Eden.
Meine Lieblingsorte aber sind: 1. Otto und 2. Paradox.

Zugegeben, schwachsinniger Eintrag.

mermaid madness

stefan am 23. Juni 2002 um 23:31 Uhr | link

Nach einer weiteren langen Nacht des Fußballschauens machte ich mich gestern über die Brooklyn Bridge zu Fuß auf nach Williamsburg, Brooklyn. Die Brücke ist viel kürzer als erwartet. In 20 Minuten ist man, ohne sich zu beeilen in Brooklyn. Leider war es etwas diesig, so dass die faszinierende Skyline Mannhattans auf den Fotos nicht ganz so faszinierend ausschaut. Deshalb gibt’s mehr Stefan vor weniger Skyline (Im Dies fast verschwindend links von mir die Freiheitsstatue. Auch kleiner als man sie erwarten würde).

Auf der anderen Seite der Brücke angelangt, entschloss ich mich dem Wetter nachzugeben und statt nach Williamsburg an den Strand zwischen Brighton Beach und Coney Island zu fahren. Zumal gestern auf Coney Island die ‘Mermaid Parade’ stattfand, der auch meine Mitbewohnerin Barbara befischt und beglittert beizuwohnen gedachte.

mermaid madness Auf Coney Island angekommen, erwartete mich eine unendliche Menge von Neptunen, Nixen, Seepferdcowboys etc., die unter den gütigen Augen der Polizei die Surf Avenue entlangparadierten. Meine Sache sind solche Aufläufe einfach nicht, auch wenn das hier so den Anschein hat, und so legte ich mich an den etwas überfüllten Strand und genoss die Sonne, den Wind und das Meer.

Auf dem Heimweg machte ich noch Station im momentan wohl angesagtesten Chinarestaurant Chinatowns (Joe’s Shanghai Rest.), wo ich Crab and Porkmeat dumplings, einen crispy whole yellowtail und irgend ein grünes Gras (”it’s a chinese specialty”) verzehrte und dazu ein kühles Tsingtao trank. Der Abend klang dann gemütlich im Tribe bei einigen Bieren aus.


akzent