September 2006

usa-bilder

stefan am 29. September 2006 um 13:30 Uhr | link

Map USA nyc roswell colorado new mexico texas oklahoma arkansas missouri tennessee illinois indiana ohio pennsylvania new york Die USA-Bilder sind jetzt online. Einfach auf die einzelnen Staaten und Städte klicken.

new mexico

stefan am 29. September 2006 um 13:23 Uhr | link

Die meisten wissen es ja schon, ich bin wieder zurück in Berlin. Das Schreiben aus den USA stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Entweder ich am Abend zu erledigt, um noch etwas zu posten, oder das Internet funktionierte nicht oder beides. Dennoch ein kleiner Nachtrag aus New Mexico und Colorado. New Mexico ist erstaunlich schön und dieses Jahr aufgrund der ergiebigen Niederschläge erstaunlich grün. Und diese Weite ist beeindruckend. In alle Richtungen schaut man bis zum Horizont nur Grasland und Wüste. (New Mexico ist ein bisschen kleiner als Deutschland, hat aber nur 1,8 Mio. Einwohner.) Es ist warm, trocken und stetig geht ein angenehmer Wind, der etwa auftretende Wolken im Nu zerfegt.

Haha, und dann die Tiere. Kaum in Roswell angekommen, ruft mich K. aufgeregt ins Badezimmer. Im Waschbecken krabbelt ein kleiner Skorpion. Wir befinden uns tatsächlich in der Wüste. Die Dinger sind nicht wirklich schlimm und keinesfalls tödlich. Ihr Stich wohl eher so wie der einer Biene. Aber wer will’s schon drauf ankommen lassen. Also Makro.

Ach und bevor ich’s vergesse, hier noch ein Bild eines überfahrenen Gürteltiers oder wie es hier heißt, Armadillo. Die finden sich tatsächlich überall am Straßenrand. Eigentlich wollte ich noch mehr Tiere aufnehmen, aber das war mir dann doch zu morbid. Zu bieten hätte ich noch gehabt: einen Wolf (den hätte ich aufnehmen sollen!), mehrere Skunks, ein paar Geier und viele Hirsche.

Roswell selbst ist eher mäßig interessant. Stadtein- und ausfahrten mit den üblichen Motels und Fastfoodgaststätten und einige Residential Areas. Aber da gibt es ja gottseidank die UFOs und Aliens. Und die finden sich denn auch überall. An den Motels liegen sie in den Betten, in die Wand des Kinos ist eines gebruchlandet und auch der örtliche Walmart bedient sich ihrer. Die Stadt selbst macht damit erstaunlich wenig Werbung. Außer einer Alien-Parade am 4. Juli findet kaum etwas alienbezogenes statt. Roswell, da geht noch was. Meine Wette mit K., dass ich auf jeden Fall ein Cafe oder ein Geschäft in Roswell finden würde, in dem das Personal Alienanzüge oder zumindest Deeley Boppers anziehen müssten, ging denn leider auch verloren.

Die meisten männlichen Einwohner New Mexicos tragen einen Cowboyhut und so konte auch ich mich nicht enthalten, mir einen solchen zuzulegen. Etwas unpraktisch beim Autofahren (die harte Krempe scharrt beständig an der Kopflehne) ist er ansonsten nicht unbequem. Hier sieht man mich mit meinem neuen Hut vor dem UFO Museum und Research Center. Es ist ein bisschen problematisch, ein Museum zu eröffnen, wenn man keine Exponate zum Ausstellen hat, da diese von der Army konfisziert wurden, und so finden sich im Museum hauptsächlich Zeitungsausschnitte und Interviews mit den Findern des Ufos. Aber der Gift Shop ist dafür umso reichlicher ausgestattet.

Von New Mexico aus machten wir einen Wochenendabstecher nach Durango, Colorado zum Fliegenfischen. In Colorado auf einer Höhe von bereits 2.500 Metern ist bereits empfindlich kalt. Und über Nacht hat es auf den umliegenden Bergen geschneit. In der Sonne allerdings ist es immer noch schön warm, so dass selbst das lediglich 5-6°C kalte Wasser des San Juan River nicht stört.

Und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Leine und dem Finden geeigneter Flussgebiete fing ich tatsächlich meine erste Bachforelle. Und nicht die einzige an diesem Tag. Ich hatte früher bereits geangelt, aber immer mit Köder, und das ist auf Dauer dann doch ein bisschen langweilig. Beim Fliegenfischen aber hat man immer was zu tun: Die Leine auswerfen und treiben lassen, auf den Schwimmer aufpassen und gegebenfalls leicht ruckeln. Man ist an der frischen Luft, in diesem Fall auch noch in einer atemberaubenden Umgebung und kann gleichzeitig seinen Gedanken nachhängen.

Ohnehin habe ich viel Neues ausprobiert. Neben Fliegenfischen und Golfen (auf nicht übel) schoss ich zum ersten Mal mit einer Pistole, bzw. 6 verschiedenen Pistolen. Im Bild sieht man mich mit einer 45er. Wir fuhren aus Roswell raus und nach ca. einer Viertelstunde auf irgendein Grundstück, packten die Waffen aus und schossen auf Flaschen. Wilder Westen eben. Ich hatte schon immer mal mit einer Pistole schießen wollen, um selbst festzustellen, wie laut so etwas ist und wie stark der Rückstoß einer solchen Waffe, die ich nur aus Film und Fernsehen kannte, ist. Kurz: Es ist lauter als erwartet und weniger Rückstoß als erwartet. Unter anderem schossen wir auch mit einer GLOCK, die selbst einer 45er Munition kaum noch Rückstoß hat.

Kurz vor meiner Abreise nach Deutschland machten K. und ich noch einen Abstecher nach Lincoln, NM. In Lincoln County gab es den sog. Lincoln County War, in dem an der Seite der Chisums (John Wayne, ick hör dir trapsen) Billy the Kid teilnahm. Das Gebäude im Hintergrund ist das Courthouse von Lincoln, in dem Billy gefangen gesetzt, aus dem er aber fliehen konnte. Btw: Beinahe wäre Pat Garrett Sheriff von Roswell bzw. Chavez County geworden, verlor dann aber mit zwei Stimmen gegen Sheriff Poe. Wie man sieht trage ich standesgemäß meinen Cowboyhut. Hehe, einige Touristen machten auch ein Foto von mir vor dem Gefängnis, wohl weil sie dachten, wow, ein richtiger Cowboy. Oder weil sie dachten, haha, noch son blöder Tourist mit Cowboyhut.

Von Lincoln aus ging es weiter nach White Sands. Über der nahe gelegenen Missile Test Range und dem Airforce Stützpunkt kreisten unaufhörlich mehrere Stealthfighter. Als Kind hatte ich PM, Peter Mossleitners interessantes Magazin abonniert und ein Artikel in jedem Heft drehte sich um Stealthfighter, die damals als ultra geheim eingestuft wurden. Keine Ahnung, ob sie immer noch so geheim sind, jedenfalls machte ich sicherheitshalber mal ein Foto. Vielleicht war das auch gar kein Stealthfighter, sondern ein UFO.

oklahoma

stefan am 12. September 2006 um 11:32 Uhr | link

We’re not in Arkansas anymore!

Nein, ich schreibe aus Oklahoma City.
Aber langsam: Von New York City ging’s erstmal Upstate New York vorbei an Pleasantville, Sleepy Hollow und SingSing nach Poughkeepsie, wo mir K. ihre Alma Mater Vassar zeigte. Ach, all die hoffnungsvollen, jungen Menschen. Aschliessend fuhren wir endlich Richtung Süden, durch New Jersey nach Pennsylvania, wo wir ins Amish-Land wollten. Auf dem Weg dorthin kamen wir an Schwenksville, schon mitten im Amish Country, vorbei und mussten natürlich anhalten.

Am nächsten Tag also dann weiter ins 25 Meilen entfernte Lancaster. So dachten wir jedenfalls. Die Strassenbeschilderung ist nicht sonderlich doll hier, wir waren sicher auch nicht besonders aufmerksam und die Cruise Control verleitet einen, einfach weiter drauflos zu fahren. Jedenfall landeten wir nicht in der nächsten Stadt sondern in einem komplett anderen Staat: Delaware. Also zurück und die Abfahrt nach Lancaster finden. In Bird-In-Hand erfuhren wir dann alles über pneumatisch betriebene Kühlschränke. Strom aus der Steckdose ist Teufelswerk, aus der Batterie aber akzeptabel, und der benzinbetriebene Kompressor ohnehin.

Von Amish-County ging’s dann weiter durch Ohio, Indiana und Illinois nach St. Louis, Missouri. Und kaum in Ohio finden sich an den Strassen regelmaessig Billboards mit religiösen Sprüchen. Besonders schön fand ich “Don’t make me come down there! GOD”. Nebenbei fällt auf, wie viele Dinge in den USA aussehen, wie man sie sich als kleiner Junge vorgestellt hat. Die Fehrwehrautos bspw. sind alle hübsch dunkelrot, mit viel Chrom, und unglaublich laut und shiny, die Trucks sind gross und eckig und sehen einfach aus, wie sie aussehen sollen.

Und von wegen gross und religiös: In Indiana findet sich kurz vor Indianapolis das angelich grösste Kreuz der westlichen Hemisphere. Leider sah ich es zu spät, so dass ich nur ein verschwommenes Bilde links aufnehmen konnte. Ansonsten war Indiana tatsächlich einfach nur langweilig. Maisfelder allerorten, grosse Farmen, das war’s. Selbst West Virginia, das hätte ich beinahe unterschlagen, war netter.

Ganz anders dagegen St. Louis, Missouri. Die Stadt machte von Anfang an einen prima Eindruck. Zunächst überquert man den Mississippi und sieht rechts und links nur verfallene Fabriken und Lagerhäuser. Da am Tag unserer Ankunft die St. Louis Rams spielten, sah man überall Rams-Fans aus ihren SUVs steigen und ein BBQ veranstalten. Wir allerdings liefen zum St. Louis Arc. Für 12 Dollar kann man sich dort in eine kleine Kapsel zwängen, der zur Beruhigung der Touristen ein futuristischer Anstrich verpasst wurde. Machten wir natürlich. (Wie bereits gesagt: die Fotos gibt’s später.)

Also weiter durch Arkansas nach Memphis, Tennessee, wo es zum Abendessen Southern BBQ’d Ribs und Catfish gab. Die Steuern innerhalb von Memphis sind recht hoch, so dass wir uns ein Hotel in Arkansas, lediglich auf der anderen Seite des Mississippi suchten. Erschöpft wollten wir nur noch ins Bett, einzwei Biere trinken und einschlafen. Also zu Walmart. No beers on Sunday, Sweetheart. Not in Arkansas. Hehe, aber auf der anderen Seite des Flusses wird munter getrunken und verkauft. Also zurück nach Tennessee und dann wieder nach Arkansas. Verrücktes Land.

Heute morgen dann Elvis’ Haus. Wirre Einrichtung. Vor allem ein Gollum aus weissem Porzellan im Fernsehzimmer fiel unangenehm auf. Schön auch die 6 älteren Damen, die alle ein T-Shirt mit dem Aufdruck Virgin for Elvis. Die Sache stellte sich später leider als Scherz heraus.
Ach, der Süden. Fast vergessen, wie es hier ist. Man rollt das Fenter herunter, und die Luft ist so übersättigt mit Feuchtigkeit, dass die Jeans sich sofort vollsaugen. Die grossen Insekten, die Daumennagel-grosse Schmierspuren auf der Windschutzscheibe hinterlassen.

Ohnehin macht sich bei mir die Fremde oft an der fremden Tierwelt fest. Da kreisen Geier über der Strasse, statt überfahrener Karnickel liegen hier tote Gürteltiere am Strassenrand und plötzlich überquert eine 40 cm lange Schildkröte die Strasse.

Nach Graceland dann weiter nach Oklahoma. Und auch die Landschaft hat sich mittlerweile geändert. Von Limabohnen und Mais in Ohio und Indiana über Mais und Weizen in Illinois, über Weizen und Baumwolle in Arkansas finden sich in Oklahoma vornehmlich Rinderfarmen. Spätestens in Oklahoma wird einem die Grösse dieses Landes bewusst. Weites flaches Land, Rinderweiden soweit das Auge sieht. Und grandiose Sonnenuntergänge.

Soweit von hier. Morgen nacht sollten wir endlich in Roswell ankommen. Dann erstmal ausschlafen. Ich war eigentlich auch zu müde für diesen Eintrag.

brooklyn

stefan am 7. September 2006 um 09:02 Uhr | link

Seit einigen Tagen also zurück in New York, ist dies schon die letzte Nacht.

Nachdem die stürmischen und regnerischen Ausläufer des Hurricans aus Mexico vorübergezogen sind, klarte der Himmel auf. Auf unserem Rooftop in Williamsburg, Brooklyn gen Westen blickend, steht ein orangener Vollmond über der Skyline von Manhattan. Die letzten Wolkenfetzen ziehen am Empire State Building vorüber, und überall blinken die Lichter.

Doch zurück:
Bis auf den Blick auf die Alpen verlief der Flug ohne besondere Vorkommnisse. Aber von Delta möchte ich doch jedem abraten. Das Essen war lausig, die Sitzplätze schmutzig, und jedes alkoholische Getränk muss für teuer Geld erworben werden.

Hübsch allerdings, dass die Körbchen, in die man beim Checkin, während man durchleuchtet wird, seine Wertsachen legt, in Mailand einen grossen Aufkleber tragen, auf dem nur ein Wort zu lesen ist: TRUST.

Schön auch, dass der Pilot aufgrund der neuen verschärften Sicherheitsvorschriften berechtigt und irgendwie auch verpflichtet ist, Menschenansammlungen vor den Bordtoiletten aufzulösen.

New York selbst ist natürlich nach wie vor grossartig, auch wenn es nie wieder dieses unbeschreibliche Erlebnis sein wird, wie es das mit 18 war.

Es stand endaher diesmal vor allem Freunde treffen, das Naturhistorische Museum, eine Fahrt nach Staten Island und Einkaufsbummel auf dem Programm. Mannmannmann, New York ist einfach unglaublich teuer, und die New Yorkianer scheinen bereit, auch für den letzten Mist ungeheuerlich viel zu zahlen. Eine organic Tomate kostet bspw. 4 Dollar. Kurz überlegt, in Kansas billig Land zu kaufen und dort eine organic Tomatenplantage zu betreiben. Idee dann aber doch verworfen.

Kleiner Einschub:
Die von Macy’s zur Weihnachtszeit angestellten Weihnachtsmänner müssen sich die eigenen Bärte scheren. Dafür erhalten sie von Macy’s einen Bart aus Yak-Haaren, der über 6.000,- Dollar wert ist.

Das Natural History Museum mit diesem charmant antiquierten Ansatz ist allerdings ein Erlebnis. Leider werden die Höhlenmenschen seit einem Jahr renoviert. Besonders bemerkenswert, die Dioramen, die bspw. Nachttiere zeigen, sind so dunkel gehalten, dass die Tiere kaum zu sehen sind. Ebenso unbedingt empfehlenswert, die Fahrt nach Staten Island bei Sonnenuntergang.

Nicht alles hier ist aber rosarot: Gerade vor 2 Stunden wurden vor unserem Haus zwei Menschen erschossen. “mugged then shot in the head”.

Gut deshalb, dass wir morgen bereits auf dem Weg nach New Mexico sind.

Morgige Strecke:
Poughkeepsie, Upstate New York und dann nach Pennsylvania ins Land der Amish. Uns wurde tatsächlich empfohlen, in Intercourse, Pennsylvania zu übernachten.

So, genug fürs erste. Ich bin müde, es ist bereits 3.00 Uhr, und wir müssen morgen früh raus.

(Fotos folgen. ich krieg das mit dem Mac nicht so hin, wie ich es will)


akzent