olivePermanent-Link zu olive
http://www.acheta.de/2001/06/11/olive/

stefan am 11. Juni 2001 um 02:27 Uhr

Heute geschah mir endlich die Olive.

Ist nicht ganz richtig, aber die Prüfung bot manche Zusammenhangs- Durchstoßung und angesichts des endlich erreichten Endes meines Studiums ist doch ein gehöriger Wallungswert festzustellen. Gleichzeitig endet damit mein Doppelleben. Schluss mit dem Adlerflug, zurück zur Panzerung. Trotzdem mach ich morgen…. Na was wohl? Blau!

AmtsgerichtPermanent-Link zu Amtsgericht
http://www.acheta.de/2001/06/10/amtsgericht/

stefan am 10. Juni 2001 um 03:52 Uhr

Bei der Suche nach einem Saal im Amtsgericht Tiergarten kommt mir immer wieder der Gedanke, dass Kafka sich bei der Beschreibung des Gerichts in “Der Process” dieses Amtsgericht zum Vorbild genommen haben könnte.

SchadensersatzPermanent-Link zu Schadensersatz
http://www.acheta.de/2001/06/09/schadensersatz/

stefan am 9. Juni 2001 um 03:38 Uhr

Dann sag ich jetzt auch nochmal was zu der Schadensersatzzahlung von Philip Morris, und warum bei uns so etwas nicht passiert, zumindest nicht in der Höhe.
Wenn man bei uns Schadensersatz fordert, ist das zunächst mal ein rein zivilrechtlicher Anspruch. A fährt mit seinem Auto gegen das Auto von B. Dabei entsteht ein Schaden von 2.000 DM. Dann hat B gegen A einen Anspruch auf Zahlung von DM 2.000 Schadensersatz. B erhält also nur einen Schadensersatz in der Höhe des wirklichen Schadens. Deshalb muss der Schaden in der Klage auch recht genau beziffert sein.
Wenn A nun vorsätzlich und nicht nur fahrlässig das Auto des B angefahren hat, kann B den A bei der Staatsanwaltschaft auch nocht wegen Sachbeschädigung anzeigen. Dann ermittelt der Staat und das zuständige Gericht wird den A bei nachgewiesener Schuld zu einer gewissen Geldstrafe (evtl. sogar Freiheitsstrafe) verurteilen. Diese Geldstrafe kommt aber der Staatskasse zu. Außer der eventuellen Befriedigung, es dem A mal gezeigt zu haben, hat B nichts von dieser Verurteilung.
In den USA werden diese beiden Verfahren etwas vermischt. Ziel eines Schadensersatzverfahrens ist dort neben dem Ersatz des Schadens auch immer die Bestrafung und die Abschreckung, so etwas nochmal zu tun. Daher soll der zum Schadensersatz Verurteilte seine Verurteilung spüren, also leiden. Und dieser Schadensersatz geht komplett an den Geschädigten. Das heißt, es kommt dort neben der Frage, wie groß der wirkliche Schaden ist, auch ganz erheblich darauf an, wen ich verklage. Ein Unternehmen wie Philip Morris leidet natürlich nur, wenn es zu einem Schadensersatz in Millionenhöhe verurteilt wird, während der Tante-Emma-Laden around the corner beim gleichen Schadensereignis bei einer sehr viel geringeren Summe leiden und daher auch zu einem Schadensersatz in sehr viel geringerer Höhe verurteilt würde.

Schröders GeschwisterPermanent-Link zu Schröders Geschwister
http://www.acheta.de/2001/06/08/schroders-geschwister/

stefan am 8. Juni 2001 um 02:59 Uhr

Wen interessiert eigentlich, was Gerhard Schröders Schwestern, Brüder, Stiefschwestern, Stiefbrüder, Halbschwestern, Halbbrüder oder sonstige Verwandte, Stiefverwandte, Halbverwandte treiben?

Und wer oder was zwingt Jürgen Drews dazu, zu allem seinen Senf abzugeben?

Wer weiß noch nicht alles über Brustvergrößerungen im Allgemeinen und Brustvergrößerungen in Polen im Speziellen?

Klar, Selbstreferentialität der Medien, das Angebot bestimmt die Nachfrage etc. Aber wer kann das denn noch lesen, hören oder sehen? Von meinem anfänglichen Erstaunen, über eine Lass-Sie-Doch-Einstellung ist nur noch eine immer aggressiver werdende Nicht-Schon-Wieder-Haltung übrig geblieben. Und man kann sich dem ja kaum entziehen.

PfingstrosePermanent-Link zu Pfingstrose
http://www.acheta.de/2001/06/06/pfingstrose/

stefan am 6. Juni 2001 um 03:10 Uhr

Paeonien Ich mag Pfingstrosen. Allein schon, weil eines der sie am treffendsten beschreibenden Adjektive “fett” ist.
“In den Briefkasten einer alten Frau hat jemand einen Strauß Blumen gesteckt, Blumen aus einem gut gedüngten Garten, fette Pfingstrosen. Eine alte Frau hat einer alten Frau Blumen gebracht, eingewickelt in den Inseratenteil einer Zeitung, fett wie Blumenkohl und brauchbar.” Peter Bichsel: Pfingstrosen
Außerdem quietschen sie so schön, wenn man sie in die Vase steckt.

Geißbock DeidesheimPermanent-Link zu Geißbock Deidesheim
http://www.acheta.de/2001/06/05/geissbock-deidesheim/

stefan am 5. Juni 2001 um 03:49 Uhr

Und dann gab es und gibt es da noch die traditionelle Geißbockversteigerung in meinem kleinen Heimatort. Immer am Pfingstdienstag strömen die Menschen von Hamburg bis München in dieses kleine Örtchen, um eben dieser Versteigerung beizuwohnen. So auch just zur Stunde. Der Brauch geht auf die Begebenheit zurück, dass Deidesheim, das kleine Örtchen, einem noch kleineren Nachbarörtchen Anfang des 15. Jahrhunderts ein Stück Land überließ, auf dem die Bewohner dieses noch kleineren Örtchens ihre Ziegen, Kühe, Schweine und was sonst noch muht, bellt, kräht und schmeckt, weiden durften.
Der Pachtzins war vergleichsweise gering. Einmal im Jahr, nämlich am Pfingstdienstag, musste das jüngste Ehepaar des noch kleineren Örtchens, einen Geißbock an die Stadtgrenze Deidesheims bringen, wo die Honoratioren Deidesheims, und davon gab’s immer ne Menge, das possierliche Tierchen in Empfang nahmen und höchstbietend versteigerten. Der Bock musste natürlich bestimmten Maßstäben genügen. So musste er “stets gut gehörnt und gut gebeutelt”, ihr wisst schon, was gemeint ist, sein. Und dies wurde sorgsam überprüft. Um 1840 wurde denn auch ein Bock an das noch kleinere Örtchen zurückgegeben, weil der Bock kein guter Bock, sondern fast ein Hammel war. Nach langem Rechtsstreit wurde das noch kleinere Örtchen dazu verurteilt, Deidesheim einen neuen, besser gebeutelten Bock zu übergeben.
Überprüft wird das immer noch. So zwängen sich die heutigen Deidesheimer Honoratioren, und davon gibt’s immer noch ne Menge, in Gewänder des 15. Jahrhunderts und prüfen den Bock auf Horn und Beutel.
Als Kinder hatten wir am Pfingstdienstag soweit ich mich erinnere schulfrei, schauten dem Beutelprüftreiben zu, wie die Kostümierten sich hinter das Böckchen knieten und ihm zwischen die Beinchen griffen, und wir johlten. Einmal stellte sich ausgerechnet in diesem spannendsten Moment ein Kameramann vom Südwestfunk vor mich hin und fing an sein Stativ aufzubauen, die Kamera anzuschrauben und nach den besten Bildern zu suchen. Ich konnte nichts mehr sehen und angestachelt von meinen Schulfreunden, aufgewühlt von den rustikalen Schauspiel der Bockprüfung, in einem Anflug von Medienkritik, gepaart mit einem kindlichen Anarchismus, trat ich dem Kameramann in den Hintern. (Vielleicht war’s einfach auch nur Ungezogenheit und die Feigheit ihn zu bitten, sich woanders hinzustellen.) Der Kameramann jedenfalls verlor seine Bilder und kurz darauf die Fassung, schaute mich einen Moment entgeistert an und gab mir dann, wohl ebenfalls vom Geiste des Schauspiels inspiriert, zur Belustigung meiner Schulfreunde und zu meiner Schmach, eine derbe Ohrfeige.
An diesem Beispiele sehet man, wohin das Brauchtumb die Menschen bringet.

ComputerangstPermanent-Link zu Computerangst
http://www.acheta.de/2001/06/03/computerangst/

stefan am 3. Juni 2001 um 09:59 Uhr

Weil ich im Moment soviel zu tun habe, und weil’s so schön ist, nochmal Kursbuch (75) 1984. Diesmal: Bernd Mahr.
Der Entwurf von Computersystemen, besonders, wenn diese nicht nur Fachleuten, sondern einer großen und inhomogenen Benutzergruppe zugänglich sind, setzt die Kenntnis der Bedürfnisse und des Verhaltens der zukünftigen Benutzer voraus. Da dies nicht geht, bleiben nur Mutmaßungen und magere Erfahrungswerte. “Typische Probleme sind inzwischen erkannt, und es gilt, sie zu vermeiden:

Fishbowl-Effekt: Der Benutzer hat den Eindruck, beobachtet zu werden. Die Fehler, die er macht, denkt er, sind stupide, und andere machen sie nicht.

Peephole-Effekt: Das Terminal (Ein/Ausgabegerät) gleicht einem Guckloch in einem großen Ballsaal. Es fehlt die Zoom-Linse, mit der sich der Benutzer einen Überblick verschaffen kann.

Bully-Effekt: Die unverzügliche Reaktion des Computers und die Formulierungen der Aufforderung zu neuerlicher Eingabe setzen den Benutzer unter Druck und geben ihm das Gefühl, er müsse ebenso schnell reagieren.

Concrete-Effekt: Der Benutzer hat den Eindruck, er muss sich dem Computer anpassen, der endgültig ist und aus Beton.

Clutter-Effekt: Der Benutzer erhält mehr Informationen, als er wirklich benötigt. Zu viele Instruktionen oder Wahlmöglichkeiten stehen ihm offen, so dass er die richtigen nicht auszuwählen vermag.

Computer-Angst: Die Angst des Benutzers, die Maschine lahmzulegen, etwas kaputtzumachen. Etwa dadurch erzeugt, dass ihm unter allen Umständen verboten ist, eine bestimmte Taste zu drücken.

People-Angst: Die Angst des Benutzers, sich von anderen Benutzern Ratschläge für den Gebrauch des Computers zu holen.

Rorschach Blot: Der Benutzer, der das System nicht kennt, nimmt an, es sei doch nichts anderes als das, was er schon kennt. Er nimmt an, was für ihn leicht ist, sei es auch für den Computer, und was für ihn schwierig, entsprechend.”

evolutionPermanent-Link zu evolution
http://www.acheta.de/2001/06/01/evolution/

stefan am 1. Juni 2001 um 23:45 Uhr

Ein nettes Programm, das anschaulich zeigt, wie die Evolution funktioniert. Irgendwann schreibt vielleicht auch ein Affe Hamlet.

dslPermanent-Link zu dsl
http://www.acheta.de/2001/06/01/dsl/

stefan am 1. Juni 2001 um 02:09 Uhr

Na endlich, ab 13.6. habe ich dsl. Wird mir jedenfalls von berufener Stelle gesagt.

Dornröschens TraumPermanent-Link zu Dornröschens Traum
http://www.acheta.de/2001/06/01/dornroschens-traum/

stefan am 1. Juni 2001 um 01:11 Uhr

Dornröschens Traum

“Der Traum von der verdrahteten Gesellschaft: Jede Familie hat einen oder mehrere Home Computer, einige haben zusätzlich einen oder mehrere Personal Computer oder Arbeitsplatz-Stationen. Alle diese Stationen sind über Telefon miteinander verbunden. Verschiedene öffentlich-rechtliche und kommerzielle Datenbanken sind für jeden “anrufbar”. Wir kaufen per Telecomputer ein, wir arbeiten, falls wir zu den Datenverarbeitenden gehören, dezentralisiert entweder zu Hause oder im nahen Community Center für ein Unternehmen, das eigentlich nur als Datenbank und Telefonnummer in Erscheinung tritt. Die Kinder gehen zwar im Community Center zur Schule, aber Speziallehrer sind nur über Telekommunikation erreichbar. Transaktionen, Verwaltungsakte, Heiratsvermittlungen, Studien, alles was nicht physische Präsenz erfordert, wird mittels des neuen Mediums vollbracht. Der Home Computer braucht wenig Energie, wir wohnen im Grünen, und die Elektrizität kommt via Biogas aus dem Klo. Alle leben furchtbar gesund und pflanzen Biogemüse, halten ein paar Haustiere zum Streicheln und Schlachten. Auf den Autobahnen des letzten Jahrhunderts wächst Efeu, und es bilden sich Mythen: Die sogenanten Autobahnen waren Opferstätten für Menschenopfer einer vergessenen Religion. An vormals christlichen Feiertagen wie Ostern und Pfingsten sollen besonders viele Menschen geopfert worden sein. Ja, damals, im blechernen Zeitalter. Aber heute: Es herrscht kein Hunger mehr und kein Krieg. Die Wüste ist, dank elektronisch gesteuerter und sonnengespeister Bewässerungsanlagen wieder grün. Die Beduinen verschiedenster Kulturen überwachen ihre Herden mit Satellitenkameras. Auch die Alpwirtschaft blüht wieder, ebenso die Jagd in ökologischen Grenzen und das Sammeln von Wildgemüse. Auch hier hilft die Datenverarbeitung: Wild und Pflanzenwachstum sind elektronisch markiert, was das Wiederfinden ergiebiger Stellen erleichtert. Die landwirtschaftliche Produktion ist vollständig dezentralisiert. In großen Betrieben verrichten Roboter die Schwerarbeit, und die Menschen üben Kontrollfunktionen aus oder kehren zurück zum holistischen Handwerk. Dienstleistungen menschlicher Art erleben eine Renaissance. Berufe wie Conversationsdame, Butler, Gärtner sind wieder in. Clubs mit guten Restaurants, Barbiere mit Conversationsniveau, Teekränzchen und Bordelle für alle Geschlechter haben eine neue Blüte. Wir sammeln Pilze und studieren tibetanische Medizin, pflegen alte Sprachen, machen viel Musik, entwerfen neue Spiele, studieren Astrologie und kombinieren das alles zum großen Glasperlenspiel. Oder wir pflegen die Künste, Töpferei, Malerei, schreiben Geschichten, schneidern Kleider, schmieden Gold und Silber. Das Rohmaterial kommt aus der vollautomatisierten Abfallverwertungsanlage. Es ist das Zeitalter des homo ludens. […]
Und am Ende des Lebens stirbt man, natürlich und glücklich, nicht im Suicide-Salon, wie im Film “Soilent Green” oder in den Geschichten von Vonnegut, sondern im Bett, im Kreis der Lieben wie der Stammvater Abraham selig.
Uff, wo bin ich, sprach Dornröschen, nachdem der Prinz es geküsst hatte. Du bist nach hundert Jahren Schlaf aufgewacht. Und fast hätte es das alles geglaubt.
Wenn wir als Kinder Monopoly spielten, war immer einer ganz schnell bankrott, und weil wir länger spielen wollten, erfanden wir Darlehen und Inflation. Wenn aber alle sachte, aufs Gleichgewicht achtend, gemeinsam Anti-Monopoly spielen, dann, so zeigt die Computersimulation, wächst der Wohlstand aller, und das Spiel kann unendlich fortgesetzt werden.
Computersimulation kann uns die Stunde der atomaren Vernichtung näher bringen, warum nicht auch die Stunde des ökologischen Gleichgewichts. Man mache jeden Morgen ein paar Selbstbegeisterungsübungen und glaube an die “Kraft des positiven Denkens”! Aber ich schreibe das alles fünfzig Kilometer südlich der Shouf-Berge im Libanon, und mein Glaube an die sinnvolle Verwendung menschlicher Phantasie ist zutiefst erschüttert.”

“1984: Brave New Work” by Johann A. Makowsky aus Kursbuch (75) 1984

Soviel zu Eutopia 1984.


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